Mittwoch, 11. Mai 2011

„Freiwilliger“ Auslandsaufenthalt: Wie geht das?

„Die Arbeit hat mit sehr viel Spaß gemacht und neben Französisch habe ich noch vieles anderes gelernt: selbst zurechtkommen, auf andere zugehen, sich auf Neues einlassen. Eine Erfahrung, die ich in keinem Fall missen möchte", diese Erfahrungen machen junge Freiwillige während Ihres Aufenthalts in Frankreich.
"F
reiwillig. Etwas bewegen" - unter diesem Motto steht das Europäische Jahr der Freiwilligentätigkeit 2011 in Deutschland, ausgerufen von der Europäischen Kommission. Ziel ist es, die Aufmerksamkeit und Anerkennung für bürgerschaftliches Engagement in der Gesellschaft zu stärken. Wie lässt sich jedoch so ein Freiwilligendienst umsetzen? Wer kann mich unterstützen, wenn ich in Frankreich aktiv werden möchte? Das Deutsch-Französische Jugendwerk (DFJW) hilft jungen Menschen dabei, ihren Wunsch Gutes zu tun, auch in die Tat umzusetzen. In der Praxis kümmern sich deutsche und französische Vereine gemeinsam um die Freiwilligen. „Der Deutsch-Französische Freiwilligendienst basiert auf den Prinzipien der Reziprozität und Partnerschaft“, erklärt uns Christiane Thies vom Deutsch-Französischen Jugendwerk (DFJW).

Wer kann an einem Austausch teilnehmen?
Alle jungen Menschen zwischen 18 und 25 Jahren, die seit mindestens einem Jahr ihren festen Wohnsitz in Deutschland haben, können teilnehmen. Sie sollten Lust mitbringen, den Alltag einer französischen Organisation zu erleben und bereit sein, sich 12 Monate lang für andere einzusetzen. Sprachkenntnisse sind dagegen nicht unbedingt erforderlich; das DFJW bietet Freiwilligen die Möglichkeit, vor Beginn des Deutsch-Französischen Freiwilligendienstes eine finanzielle Unterstützung für einen Sprachkurs zu bekommen. Im Laufe des Jahres können die jungen Menschen erfahrungsgemäß ihre Sprachkenntnisse erheblich steigern.

Welche Freiwilligenangebote gibt es?
Für die jungen Freiwilligen werden Aufträge in den verschiedensten Bereichen und Einrichtungen angeboten: Soziales, Kultur, Ökologie und Sport. Konkret handelt es sich z.B. um Altenpflege, Kinderbetreuung, Arbeit mit behinderten Menschen, aber auch um Umweltschutz oder Mitarbeit in einem Sportverein. So unterschiedlich wie die teilnehmenden deutschen und französischen Verbände, sind auch die für die Jugendlichen vorstellbaren Einsatzstellen.

Wie sieht es beim Deutsch-Französischen Freiwilligendienst mit der Finanzierung aus?
Deutsche Freiwillige können über verschiedene Wege finanziert werden: einerseits können sie den Deutsch-Französischen Freiwilligendienst im Rahmen des deutschen Freiwilligen Sozialen Jahrs/Freiwilligen Ökologischen Jahrs im Ausland leisten. Andererseits können deutsche Freiwillige aber auch im Rahmen des französischen Service Civique eingeschrieben werden. Höhe und genaue Bedingungen der Unterstützungen hängen dabei vom jeweiligen Typ des Freiwilligendienstes ab.

Ein Freiwilligendienst soll zu beruflichen und sozialen Kompetenzen beitragen. In welcher Form geschieht das?
Vorteile und zu erwerbende Kompetenzen für die jungen Freiwilligen sind vielfältiger Natur. Ein Teilnehmer dieses Programms bekommt während eines ganzen Jahres einen Einblick in den beruflichen Alltag eines Verbandes im anderen Land in einem weitaus größeren Maß, als das z.B. bei einem Praktikum der Fall ist. Seine Integration innerhalb der Arbeitsstrukturen ist anders und intensiver.
Die Sicht auf den Freiwilligendienst seitens der Verantwortlichen: „Pluspunkte sammeln auf dem Arbeitsmarkt! Während des Freiwilligendiensts sind die Jugendlichen bereits mit der Realität der Arbeitswelt konfrontiert – darüber hinaus in einem fremden Land. Alle machen enorme Fortschritte und auch wir lernen immer wieder dazu bei diesen Austauschen.“
Der Freiwillige lernt, eventuelle Schwierigkeiten und Konflikte zu überwinden – und das auf verschiedenen kommunikativen Ebenen: Der Aufenthalt im anderen Land gibt die Möglichkeit, sich Kenntnisse nicht nur in der verbalen, sondern auch in der non-verbalen Kommunikation und Konfliktlösung anzueignen.

In Ergänzung mit der Erfahrung, seinen Alltag in einer fremden Kultur selbstständig und erfolgreich zu organisieren, ergeben sich so wertvolle interkulturelle Kompetenzen. Diesen Prozess versucht das DFJW im Rahmen der pädagogischen Begleitseminare zu unterstützen und voranzutreiben.

Frau Thies, vielen Dank für das Gespräch!

Auf dem „kulturweit blog“ erfährst du mehr zum Freiwilligendienst und kannst dich von Erfahrungsberichten inspirieren lassen.

Das Deutsch-Französische Jugendwerk könnt ihr auf der StudyWorld antreffen und vor Ort eure Fragen loswerden. Wer mehr zum Europäischen Jahr der Freiwilligentätigkeit in Deutschland wissen möchten, schaut am Besten auf die Seite www.ejf2011.de. Vom 14. – 20. Oktober 2011 macht die Freiwilligentour übrigens Stopp in Berlin.
Der Deutsch-Französisch Freiwilligendienst
Der Deutsch-Französische Freiwilligendienst ist Ergebnis einer Zusammenarbeit zwischen mehreren Akteuren: der Agence du Service Civique, des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ), des Deutsch-Französischen Jugendwerks sowie der teilnehmenden deutschen und französischen Verbände. Als im Mai 2010 der Service Civique als neues Freiwilligendienstmodell in Frankreich geschaffen worden ist, ist der Deutsch-Französische Freiwilligendienst im November 2010 im Rahmen einer Charta offiziell in die Strukturen des Service Civique eingegliedert worden. Die Agence du Service Civique steuert finanzielle Hilfen bei, das DFJW ist einerseits Koordinierungsstelle, organisiert andererseits in Jugendbegegnungen die Begleitseminare für die Jugendlichen.
Copyright Fotos: DFJW - OFAJ

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